Frühmoderne, Helmautomat Helmautomat (Heldenbuch von 1479) 5. Februar 2011 Bernd Kirchhof Titelblatt des Heldenbuches von 1590. Gedruckt von Sigismund Feierabend in Frankfurt am Main, mit Holzschnitten von Jost Amman und Virgil Solis. Ex Bibliotheca Gymnasii Altonani (Hamburg) Follow @misteruhddisc PayPal-Spende für die MUSIKAUTOMATEN-Kaffeekasse: Im Heldenbuch von 1479 wird der Zwergenkönig Laurin mit einer musikalischen Automatenkombination aus Helm, Krone und künstlichen Vögeln beschrieben. Der Text gehört in die Frühmoderne und ist in Frühneuhochdeutsch verfasst worden. Eine weitere Beschreibung Laurins findet man auch in fol.26lr im Heldenbuch von 1479 („Darmstädter Exemplar“). Der Text ist in Frühneuhochdeutsch verfasst worden und gehört somit nicht mehr ins Mittelalter, sondern in die Frühmoderne, die unter anderem mit der Besetzung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen begann. Die Inkunabel ist vermutlich 1479 in der Ofizin des Johann Prüß dem Älteren mit Holzschnitten gedruckt worden. Der Druck enthält „Ortnit/Wolfdietrich“, „Rosengarten“, „Laurin“ und Heldenbuch-Prosa. Weitere Drucke des Heldenbuches erfolgten 1491 in Augsburg, 1509 in Hagenau, 1545 in Augsburg sowie 1560 und 1590 in Frankfurt am Main (siehe Bild oben). Automatenkombination aus Helm, Krone und künstlichen Vögeln Im Heldenbuch von 1479 wird die Rüstung genauso beschrieben wie in den Texten, die auch auf Mittelhochdeutsch verfasst wurden. Die komplizierte Automatenkombination aus einem rotgoldenen Helm und einer goldenen Krone findet man hier ebenfalls wie die Erwähnung, dass der Vogelautomat mit List und mit Zauber erdacht wurde. Eine Erwähnung von „schwarzer Magie“ oder „Nigromantie“ fehlt hier. Jedoch werden die einzelnen Vögel mit mehr Details beschrieben. Die singenden Vögelchen sind hier eine Nachtigall sowie Lerchen und Zeisige. Sie sind ornithologisch einzuordnen und dadurch für den Leser „realistisch“ vorstellbar. sein helm was vest und gut er gab dem cleinen hohen mut wann er er was gancz guldein daran so lag maniger rubein dar bey der liecht karfunkel die nacht ward nye so tunkel er lüchte schon als der tag von stein der in dem helme lag dar auff ein kron guldein die gab gar wunnekliche schei von gestein und auch vo golde als es mans winschen solde cron un helm gab liechte schei dar auff sungen die fegelein nachtegal lerchen und zise schon in also stiller wise lieplich als ob sie lebten und in dem walde schwebten mit listen so was es gedacht und mit zauber vollebracht zitiert nach: Heldenbuch. Bd. I Abbildungsband, hrsg. von Joachim Heinzle, Göppingen 1981 (Litterae/Göppinger Beiträge zur Textgeschichte Nr.75 I), fol.26lr „Sein Helm war fest und gut. Er gab dem Kleinen Mut, denn er war ganz aus Gold und daran waren noch viele Rubine und ein Karfunkelstein. Die Nacht war nie so dunkel, als dass die Edelsteine des Helms nicht schön wie der Tag leuchteten. Darauf trug er noch eine goldene Krone, welche einen wonnigen Schein von den Edelsteinen und auch von dem Gold erzeugte, wie man es sich nur wünschen kann. Die Vögelchen Nachtigall, Lerchen und Zeisige auf der Krone sangen darauf schön und in stiller Weise lieblich, als ob sie lebendig wären und im Wald fliegen würden. Mit Zauberkraft war so etwas erdacht und mit Zauber vollbracht worden.“ Die neuhochdeutsche Übersetzung stammt von Bernd Kirchhof, M.A. © 2003 PayPal-Spende für die MUSIKAUTOMATEN-Kaffeekasse: