Dietrich von Bern kämpf mit dem Zwergenkönig Laurin. Statue in Bozen / Bolzano. Foto: Herbert Ortner

Helmautomat im „Laurin“

Dietrich von Bern kämpf mit dem Zwergenkönig Laurin. Statue in Bozen / Bolzano. Foto: Herbert Ortner
Dietrich von Bern kämpft mit dem Zwergenkönig Laurin. Statue in Bozen / Bolzano. Foto: Herbert Ortner

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Im „Laurin“, einer mittelalterlichen Heldendichtung aus dem 13, Jahrhunder wird ein Helmautomat des Zwergenkönigs Laurin beschrieben. Dieser Helmautomat ist eine Automatenkombination aus Helm, Krone und singenden Vögeln.

 

Der „Laurin“ ist eine Heldendichtung aus dem Stoffkreis um Dietrich von Bern. Ende des 13. Jarhunderts ist vermutlich der Text entstanden. In Tirol oder in Südtirol, wo die Handlung beheimatet ist, ist der stoffliche Ausgangspunkt der Dichtung. Die Autorennennung des Heinrich von Ofterdingen in der jüngeren Vulgatversion ist vermutlich fiktiv. Ansonsten gibt es in den unterschiedlichen Versionen keine Autorennennung. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Versionen mit abgewandelten Inhalt, eine ältere und eine jüngere Vulgatversion, eine Walberanversion, eine Version des „Dresdner Heldenbuchs“ sowie eine Version des „Preßburger Fragments“. Der „Laurin“ ist ein in zwei Teile gegliedertes Epos. Im ersten Teil des Epos wird die Geschichte des Kampfes Dietrichs und seiner Begleiter mit dem Zwergenkönig Laurin in dessen „Rosengarten“ erzählt. Der zweite Teil berichtet von der Befreiung Kunhilds, der Schwester Dietleibs.

 

„Aventiurehafte“ Dietrichepik

Die „aventiurehafte“ Dietrichepik findet man außer im „Laurin“ noch im „Goldemar“ Albrechts von Kemenaten, im „Eckenlied“, „Rosengarten zu Worms“, „Siegenot“, „Virginal“, „Wunderer“ sowie in den Text „Dietrich und Wenzelan“. Ein Herausforderungschema (Dietrich wird herausgefordert und misst sich mit einem gefährlichen Gegner) und einem Befreiungsschema (Dietrich befreit ein Mädchen aus der Herrschaft eines Unholden) sind typisch für diese Gattung.

 

Automatenkombination aus Helm, Krone und singenden Vögeln

Eine Kombination aus Helm, Krone und singenden Vögeln, also eine Automatenkombination, gibt es im „Laurin“. In den Versen 151 bis 172 wird von dem märchenhaften Zwergenkönig Laurin erzählt. Sein Pferd und seine Rüstung bestehen aus Gold und leuchten im Wald von den Edelsteinen wie der helle Tag. Er besitzt auch einen goldenen Speer, wie ihn sonst nur ein Fürst besitzt. Sein Pferd wird prächtig beschrieben. Diese Beschreibung wirkt „virtuell“ oder „fantasy“-mäßig, weil der Zwergenkönig Laurin in dieser Textstelle nicht der Realität entspricht und den Leser in eine „märchenhafte“ Welt entführen soll.

 

sehet do kam dort her geriten

ein getwerc mit swinden siten

daz waz Laurin genant

ein speer fuort ez in siner hant,

bewunden wol mit golde,

als ez ein fürste solde.

vorne an den spere sin,

da swebete ein banier sidin,

dar ane zwene winde

sam si liefen swinde

in einem wilden walde

nach einem wilden balde.

si stuonden als sie lebeten

da si an den banier swebeten.

sin ros was ze der siten vech

und in der groeze als ein rech

dar ufe ein decke guldin

gap in den walde liehten schin

von gesteine als der liehte tac.

der zoum der an dem rosse lac,

der was rotguldin, …

(Verse 151-171)

 

zitiert nach:

Laurin. Ein tirolisches Heldenmärchen aus dem Anfange des XIII. Jahrhunderts, hrsg. von Karl Müllenhoff, Hamburg 1947 (Hamburger Hochschultexte; A 1,1) , S.7

 

„Seht, da kam ein Zwerg mit großer Geschwindigkeit dahergeritten, der wurde Laurin genannt. Einen Speer führte er in seiner Hand, mit Gold gut beschlagen, wie es sich für einen Fürsten gehörte. Vorne an seinem Speer, da schwebte ein seidenes Banner, daran zwei Gewinde, die aussahen, als liefen sie geschwind in einen wilden Wald einem schnellen Wild nach. Sie standen da, als ob sie lebten, weil sie an den Banner schwebten. Sein Pferd war an den Seiten buntgescheckt und von der Größe wie ein Reh. Darauf lag eine goldene Pferdedecke, die in dem dunklen Wald ein helles Licht von Edelsteinen erzeugte und wie der helle Tag leuchtete. Das Zaumzeug, das dem Pferd angelegt war, war rotgolden …“

Die neuhochdeutsche Übersetzung stammt von Bernd Kirchhof, M.A. © 2003

 

In den Versen 209 bis 228 wird die phantastische Rüstung Laurins, die unter anderem aus einem rotgoldenen Helm besteht, indem ein großer Rubin und ein Karfunkelstein verarbeitet ist, beschrieben. Der rotgoldene Helm besitzt einen besonders „märchenhaften“ Helmzier. Auf der Krone oben singen künstliche Vögel, als ob sie lebendig wären. Ein goldener Leopard wird außerdem in dem Text erwähnt. Im „Laurin“ wird eine komplizierte Automatenkombination aus Helm, Krone und singenden Vögeln beschrieben. Mit „listen“ („Zauberkraft“) war er hergestellt und erdacht worden. Eine Erwähnung von „schwarzer Magie“ oder „Nigromantie“ fehlt jedoch. Eine genaue Ortsbeschreibung, wo sich der Zwergenkönig befand, wird nicht genannt.

 

sin helm was rotguldin,

dar ane lac manic rubin

und dar zuo der karfunkel

diu naht wart nie so tunkel

ez luthe als der liehte tac

vom gesteine daz am helme lac.

dar ufe ein krone von golde

sam si got selbe wünchen solde.

uf der krone obene

sungen wol die vogele,

in allen gebaeren

sam si lebende waeren:

mit listen wart ez erdaht

und mit zouber dar brat.

ez fuorte ein goltvarwen schilt,

der wart mit speren nie verzilt,

dar an von golde ein lebart

sam er ouch wollte an die vart:

also stuont er sam er lebete

und nach anderm wilde strebete.

(Verse 209-228)

 

zitiert nach:

Laurin. Ein tirolisches Heldenmärchen aus dem Anfange des XIII. Jahrhunderts, hrsg. von Karl Müllenhoff, Hamburg 1947 (Hamburger Hochschultexte; A 1,1) , S.8

 

„Sein Helm war von goldener Farbe, darauf waren viele Rubine und ein Karfunkelstein. Die Nacht war nie so dunkel als dass die Edelsteine, welche auf dem Helm verarbeitet waren, leuchteten wie der helle Tag. Oben auf befand sich eine goldene Krone, wie sie sich selbst Gott gewünscht hätte. Auf der Krone saßen und sangen die Vögel, die in ihrem Aussehen und Verhalten so wirkten, als seien sie lebendig. Mit List war es erdacht und mit Zauber verwirklicht worden. Er führte ein goldfarbenes Schild mit sich, dieses war nie von Speeren getroffen worden. Auf dem Schild befand sich ein goldener Leopard, er wirkte so, als sei er lebendig und wolle gleich auf Beutezug nach anderem Wild gehen.“

Die neuhochdeutsche Übersetzung stammt von Bernd Kirchhof, M.A. © 2003

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