Hydraulis. Rekonstruktion von Heron von Alexandria

Hydraulis

Hydraulis. Rekonstruktion von Heron von Alexandria
Hydraulis. Rekonstruktion von Heron von Alexandria (Buchillustration 1885)

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Ktesibios von Alexandria erfand in der Antike die Hydraulis. Sie war später bei den Römern sehr beliebt. Kaiser Nero war ein begeisteter Spieler, sodass er sogar seine Regierungsgeschäfte vernachlässigte. Bis Edisons Erfindung des Phonographen war die Pneumatik bei Musikautomaten von Bedeutung.

 

Seit der Antike ist die Hydraulis (auch „Hydraulos“) ein weit verbreitetes Musikinstrument. Sie besteht aus einem Satz Pfeifen, wodurch mit Wasser ein gleichmäßiger Luftdruck erhalten bleibt. In einem offenen Behälter mit Wasser wird mit Hilfe von Pumpen Luft eingeführt, wobei Wasser verdrängt wird und dadurch Töne entstehen können.

 

Ktesibios von Alexandria ist der Erfinder der Hydraulis

Bereits um 250 vor Christus konstruierte Ktesibios von Alexandra eine Hydraulis (griech. „organon hydraulikon“). Deren Konstruktion wird von Heron von Alexandria („Pneumatica lib. II“) und Vitruv beschrieben. In seiner „De Architectura“ erklärt er die Funktionsweise.

 

„De hydraulis autem quas habeant ratiocinationes quam brevissime proximeque attingere potero et scriptura consequi, non praetermittam. de materia compacta basi, arca in ea ex aere fabricata conlocatur. supra basim eriguntur regulae dextra ac sinistra scalari forma compactae, quibus includuntur aerei modioli, fundis ambulatilibus ex torno subtiliter subactis habentibus fixos in medio ferreos ancones et verticulis cum vectibus …“,

zitiert nach: Vitruv:  De Arcitectura, Liber 10, Caput 8, 1″ (deutsch: „Von den Wasserorgeln aber …“).

 

Vitruvs Übersetzungsfehler aus dem Griechischen

Der römische Dichter Vitruv übersetzte den griechischen Begriff  „Hydraulos“ (dt. „Wasser-Aulos“) in seiner „De Architectura“ falsch ins Lateinische und führte somit den Begriff  „Hydraulis“ ein. „Hydraulis“ ist der Ablativ Plural von dem lateinischen Wort „Hydraulus“ (dt. „durch die Hydraulen“). Das richtige lateinische Wort ist „Hydraulos“, dass sich aus „Hydor“ (dt. „Wasser“) und Aulos (dt. „antikes Rohrblattinstrument“)  zusammensetzt.

 

 

Bei den Römern ein sehr beliebtes Instrument

In Rom wurde die Hydraulis im Zirkus, bei Gladiatorenkämpfen, bei Hochzeiten, beim Tanz, zum Festmahl und im Theater gespielt. Im gesamten römischen Kulturraum war sie verbreitet. Zur Römerzeit gab es Wettbewerbe. Kaiser Nero trat als Spieler auf, wobei er seine Regierungsgeschäfte vernachlässigte. Die Hydraulis diente weder im heidnischen noch im frühchristlichen Gottesdienst als Instrument.  Sie war bei reichen Römern als Hausinstrument beliebt, wobei sie als Kammermusikinstrument verwendet wurde. Als ein weltliches Instrument, insbesondere im Zusammenhang mit dem römischen Kaiserkult, war sie wichtig und gewann in byzantinischer Zeit an Bedeutung.

 

Byzantinischer Thronautomat

Vom byzantinischen Kaiserhof stammen die ersten Beschreibungen von Automatenensembles. Kaiser Theophilos liess im 9. Jahrhundert Automaten aus puren Gold, die eine Hydraulis und einen künstlichen Vogelbaum enthielten, bauen. Es  ist unbekannt geblieben, wo diese Automaten aufgestellt wurden  und ob sie schon in Zusammenhang mit dem „salomonischen Thron“, dem byzantinischen Thronautomaten, betrachtet werden können. Sein Sohn Michael III. liess sie zum Teil zerstören und einschmelzen um Münzen zu schlagen um damit die gegen die Araber und Slawen kämpfenden Soldaten zu bezahlen.  Konstantinus VII. Porphyrogentes, der im 10. Jahrhundert regierte, baute sie in einer politischen Konsolidierungszeit wieder auf. Der Besuch einer byzantinischen Gesellschaft am Abbasidenhof in Bagdad im Jahr 917 stellte eine wichtige Hilfe beim Wiederaufbau dar.

 

Liutprand von Cremona als Vermittler

Der langobardische Bischof Luitprand von Cremona, ein Gesandter am byzantinischen Hof, beschreibt in seinem „Liber de Ottone rege/Antapodosis“ einen künstlichen Musikautomaten, einen Vogelautomaten mit singenden Vögeln. Durch ihn kamen Berichte von künstlichen Musikautomaten ins westliche Abendland und verbreiteten sich schnell, da Byzanz im 10. Jahrhundert ein politisches und kulturelles Vorbild war.

 

Die Hydraulen baute man in der Renaissance nach

In der Villa d’Este in Tivoli baute man in Anlehnung an römische Vorbilder zur Renaissancezeit wasserangetriebene Orgelautomaten nach. Bei Ausgrabungen wurden in Dion,  Avenches und bei Budapest spätantike Orgelteile von Hydraulen gefunden.

 

Seit Edisons Erfindung des Phonographen veraltet

Die pneumatische Funktionsweise ist das technische Vorbild für spätere prädigitale Musikautomaten, wie zum Beispiel das Orchestrion oder die Pianola. Erst durch Edisons Erfindung des Phongraphen wurde die Pneumatik bei Musikautomaten uninteressant.

Rekonstruktion einer antiken Hydraulis
Rekonstruktion einer antiken Hydraulis. Quelle: mef-presseservice. Foto: Manfred E. Fritsche. Aufnahmedatum 14.07.2006

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