Welte-Mignon-Vorsetzer aus der Firmenzeitschrift von 1905 / 1906

Pianola

Welte-Mignon-Vorsetzer aus der Firmenzeitschrift von 1905 / 1906
Welte-Mignon-Vorsetzer aus der Firmenzeitschrift von 1905 / 1906

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1895 erfand Edwin Scott Votey das Pianola, ein selbst-spielender Klavieraufsatz, der mit Pneumatik angetrieben wurde und eine Notenrolle als Medium besaß. Später wurden mehrere Millionen Exemplare des Welte-Mignons gebaut. Heute ersetzt die Computertechnologie in Form von CD-ROMs oder MIDI-Dateien die prädigitale Notenrolle.

 

Das Pianola, ursprünglich ein Markenname der „Aelian Company“ in New York oder für das „Player Piano“, ist ein selbst-spielender Automat für Klaviere und Flügel, ein sogenannter Vorsetzer. Dieses besitzt einen pneumatischen oder einen elektromechanischen Mechanismus, wobei damit fertige Notenrollen abgespielt werden können. 1895 baute der US-Amerikaner Edwin Scott Votey in Detroit, das erste Pianola. Daraufhin wurde Votey von der „Aeolian Company“ eingestellt,  um seine innovative Idee des selbst-spielenden Klaviers oder Flügels gewinnbringend zu vermarkten.

 

1897 auf dem US-amerikanischen Markt eingeführt

1897 kam das Pianola in den USA auf dem Markt.  1899 führte man es in Europa ein. Seit 1902 baute die Firma Hupfeld ein ähnliches selbst-spielender Gerät und nannte es „Phonola“.  Die Pianolas besaßen keine konventionelle Klaviertechnik, sondern gepolsterte Holzfinger spielten die auf Notenrollen gespeichrte Musik auf einem Flügel oder auf einem Klavier. Ein Spieler mit Handbetonung ist ein sogenannter „Pianolist“. Der Name „Pianola“, der zuerst nur ein Markenname war, wurde sehr schnell in den USA und in Europa bekannt, sodass später die gesamte Produktgattung der selbst-spielendenden Klaviere und Flügel so genannt wurde. Bei späteren Konstruktionen bauten die Konstrukteure eine Mechanik in ein Klavier oder in einen Flügel ein. Zuerst sorgte Saugluft, ähnlich eines Harmoniums, für die Klangerzeugung. Spätere Entwicklungen besaßen einen elektrischen Motor, wobei man dann von elektrischen Klavieren („Pianola Pianos“) spricht. Eine Weiterentwicklung des Pianolas war das Kunstspiel- oder Reproduktionsklavier, das sogenannte „Welte-Mignon“, wovon bis 1930 circa zwei Millionen Exemplare hergestellt wurden.

 

 

Die Musikinformationen kamen von Notenrollen

Die Pianolas bekamen ihre Musikinformation von Notenrollen, die vorher gefertigte Stücke wiedergaben. Viele Komponisten schufen Stücke extra für die Pianola. Es sind so bekannte Komponisten wie zum Beispiel Igor Stravinsky, Alfredo Casells, Paul Hindemith oder George Antheil, der 1927 den ersten Teil seines „Ballet mechanique“ für ein Welte-Mignon schrieb. Eine von Edvard Grieg selbst bespielte Notenrolle mit einem Klavierkonzert ist auch erhalten geblieben, sodass der Hörer von heute den authentischen Tastenschlag des norwegischen Meisters bewundern kann. Ebenso von dem Franzose Claude Debussy, der auch auf einem Welte-Mignon spielte.

 

 

Marlene Dietrich verewigte das Pianola im „Blauen Engel“

In dem Lied „Ich bin die fesche Lola“ von Marlene Dietrich wird ein Pianola erwähnt. Hier singt Marlene Dietrich als „Lola-Lola“ in dem Film „Der blaue Engel“ von Joseph von Sternberg im Jahr 1930 folgende Strophe:

 

„Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison!

Ich hab ein Pianola zu Haus in mein‘ Salon.

Ich bin die fesche Lola, mich liebt ein jeder Mann!

Doch an mein Pianola, da laß ich keinen ran!“

 

Schallplattenspieler und Radios verdrängten das Pianola

Ab circa 1926 wurden die Pianolas von den elektrischen Schallplattenspielern und dem Radio verdrängt, da deren Herstellung viel einfacher und preiswerter war. Im Jahr 1930 brach die Industrie der mechanischen Musikinstrumente in Folge der neuen Technologien und der Weltwirtschaftskrise ein. Nur wenige Firmen überlebten.

 

Heute werden Flügel und Klaviere mit Computertechnologie ausgerüstet

Eine Weiterentwicklung des Pianolas unserer Tage ist das „Reproducing Piano“, wobei Magnetbänder, Floppy Disks oder CD-ROMs die Notenrolle ersetzen und moderne Computertechnologie in Form einer MIDI-Schnittstelle Einzug hielt, unter anderem bei der Firma „Bösendorfer“, die ein Computer-basiertes Reproduktionssystem mit dem Markennamen „LX“ einführte. Auch das japanische Unternehmen „Yamaha“ hat mit dem „Disklavier Mark III“, das ein Floppy- und CD-ROM-Laufwerk enthält, in seinem Produktprogramm. Bereits im Jahr 1982 verkaufte “ Yamaha“ das erste Disklavier und den ersten CD-Player.

 

Die Kontroll-Einheit eines Yamaha Disklavier Mark III mit CD- und Floppy-Laufwerk, die MIDI-Dateien speichern können und die Notenrolle als Medium ersetzten. Foto: Kowloonese. 2005
Die Kontroll-Einheit eines Yamaha „Disklavier Mark III“ mit CD- und Floppy-Laufwerk, die MIDI-Dateien speichern können und die Notenrolle als Medium ersetzten. Foto: Kowloonese. 2005

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